Wir machen den Weg frei!

Ich bin verliebt!

Ich bin verliebt in japanische Bauarbeiter. Weil sie so sexy sind? Ähhhhh, NEIN!

Weil sie so männlich sind? Ganz sicher nicht!

Was also macht sie so unwiderstehlich?

Die letzten zwei Tage bin ich durch eine Gegend gewandert, die bei dem Starkregen im letzten Jahr sehr gelitten hat. Manch einer hat alles verloren, Hänge, auf denen Mandarinen angebaut wurden, sind runtergekommen und können nicht mehr bewirtschaftet werden, aber auch öffentliche Straßen sind bis heute in Mitleidenschaft gezogen, weshalb alle naselang irgendwo eine Baustelle ist.

Nun unterscheiden sich japanische und deutsche Baustellen in eigentlich allem! Während man auf deutschen Baustellen gefühlt eigentlich nie jemanden sieht, stehen um ein kleines Loch in der Straße oder einen geöffneten Gullydeckel schon mal 5-6 Leute, mindestens 2 davon kümmern sich darum, dass alles so abgesichert ist, dass nicht aus Versehen jemand verletzt wird.

Eine winzige Baustelle wird manchmal schon einen Kilometer vorher angekündigt und -auf beiden Seiten- stehen Menschen mit Schildern, die sie bei jedem Auto hochhalten und sich dann verbeugen, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass in ca 500 m eine Baustellenverengung los geht.

Dann kommen die Flaggenhalter, die auf beiden Seiten der Baustelle via Walkie-Talkie miteinander verbunden sind und die Autos anhalten oder durchlassen, wenn nur eine Spur zur Verfügung steht. Immer mit der Anzahl der Autos, die durchgelassen wurde, wenn die Strecke zu lang oder zu unübersichtlich ist, wie gestern bei ca. sieben Tunneln, die alle so alt sind wie ich….

Auf den ersten Blick bin ich DER Albtraum eines jeden japanischen Bauarbeiters: weiblich, zu Fuß und gaijin… Ich sehe immer förmlich die Panik in ihren Gesichtern: „Ohje, wie sage ich das jetzt auf Englisch? O Gott, welches Land wird uns verklagen, wenn ihr was passiert?“ etc….

Also, first move meinerseits ein lautes fröhliches „ohayo gozaimasu“, oder “konnichi wa“, je nach Tageszeit, das entschärft oft schon die Situation und danach machen sie im wahrsten Sinne des Wortes den Weg frei.

Pömpel werden weggeräumt, Autos müssen warten, am anderen Ende des Walkie-Talkie wird die Nachricht durchgegeben: „4 Autos und ein verrückter gaijin“ und damit mir auf keinen Fall etwas passiert, zeigen sie mir rückwärts gehend und mit behandschuhten Händen ganz genau den Weg, der sicher ist und verbeugen sich noch dreimal. Ich bedanke mich und verbeuge mich ebenfalls und bin mir sicher, dass sie abends Zuhause was zu erzählen haben.

Soll ich wirklich über deutsche Bauarbeiter schreiben? Ich denke, das ist kaum nötig. Und wieder einmal ist da dieser Hauch von Ikigai, der mich umweht. Was sie machen, machen sie mit aufrichtiger Leidenschaft, weil sie wissen, dass es für die Gemeinschaft wichtig ist…

Ich bin verliebt! Ich bin verliebt in japanische Bauarbeiter. Sie und ihre Sicherheitstrupps sind die höflichsten und hilfsbereitesten Menschen, die mir je begegnet sind!


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