Sich auf den Weg machen hat etwas von einem neuen Anfang und dem wohnt ja bekanntlich ein Zauber inne.
Als ich letztes Jahr den Portugiesischen Jakobsweg gelaufen bin, begegenete mir in einer der kleinen Herbergen ein Plakat auf dem stand:
O Henro 88 Temples
Visit Japan
Zu lange ist es her, dass ich in meiner Herzensheimat gewesen bin und als ob ich einfach nur eine Ausrede bräuchte, um mich in ein Flugzeug zu setzen und 12 Stunden um den halben Erdball zu fliegen, fing ich an nachzuschauen, was es mit diesen 88 Tempeln auf sich hatte.
Es dauerte nicht lange und ich dachte: ” Da war doch was …. Shikoku…. Pilgerreise….” Und schließlich tauchte es aus den Tiefen meiner Erinnerung auf. Als ich vor 25 Jahren das erste Mal in Japan war, hatte ein Kommilitone von mir angefangen ein Buch zu den 88 Tempeln zu schreiben und mir später sogar ein Exemplar nach Deutschland geschickt und ich wusste auch genau, wo es in meinem Bücherregal stand!
Der erste Schritt war getan, ich entschloß mich nach Japan zu fliegen und die gut 1200 km lange Wanderung zu machen.
Wer mich kennt weiß, dass wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe ich nicht so leicht los lasse und Kleinigkeiten wie 7 Wochen Ferien statt 6 Wochen, mehrere tausend Euros und die anzunehmende Hitze & Luftfeuchtigkeit nur kleinere Hindernisse sind. Geht nicht gibt’s nicht!
Im Gegensatz zum Jakobsweg, zu dem es Unmengen an Büchern gibt, ist der Henro in Europa nicht sehr bekannt. Der Reiseführer, den David nach dem Tempelbuch geschrieben hat, ist eine der wenigen englischen Publikationen und wird vermutlich von jedem der ca. 500 gaijins (Ausländern) gekauft, die sich auf den Weg machen wollen.
Was aber als Frage im Raum blieb war, warum eigentlich? Warum will ich (schon wieder) einen 1200 km langen Pilgerweg beschreiten, dazu noch in Japan, im Hochsommer.
Die Antwort ist: ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es mir eine Herzensangelegenheit ist und das es vielleicht ein schönes Bild ist mit 49 Jahren 49 Tage auf Reise zu gehen.